MENSCHEN

„Bevor ein Künstler malen kann, sollte er gut zeichnen können“

Künstler Norbert Semsroth in seiner Atelier-Werkstatt.

22.08.20 Einmal kam eine Frau in seine Künstlerwerkstatt in der MP 31d und fragte: „Haben Sie auch Landschaftspinsel?“ „Nein“, meinte Norbert Semsroth, „Landschaftspinsel sind raus. Aber ich kann Ihnen einen Aktpinsel oder auch einen Stillebenpinsel anbieten.“ „Ach, solche Pinsel gibt es auch,“ staunte die Frau.

Norbert Semsroth schmunzelte beim Erzählen dieser Anekdote. Er hat viele Geschichten auf Lager, hat viel erlebt. Gelernt hat er einen „ordentlichen“ Beruf, Werkzeugmacher und arbeitete viele Jahre bis zur Wende im Berliner Institut für Energetik.

 

Doch schon als Kind in seiner Geburtsstadt Erfurt faszinierte ihn das Zeichnen, das er zunächst als leidenschaftliches Hobby betrieb. Er besuchte viele Lehrgänge an der Volkshochschule, fuhr in damalige von seinem Betrieb unterstütze Künstlerlager, wo intensives Naturstudium unter Leitung richtiger Künstler betrieben wurde. Hier erlernte er das Pleinairzeichnen, bei der Künstler die Natur unter freiem Himmel bei natürlichen Licht- und Schattenverhältnissen darstellen.

 Erst spät kam er zur Malerei mit Öl. „Bevor ein Künstler malen kann, sollte er gut zeichnen können“, ist Norbert Semsroth Meinung. Das Spiel mit der Möglichkeit der Farbe faszinierte ihn. Er experimentierte viel. Neben naturalistischen Bildern entstanden viele Kollagen, mit Vermischung von verschiedenen Farben, Öl,  Acryl und anderen „Zutaten“. Die ausgestellten Bilder in der Werkstatt können auch käuflich erworben werden.

 Seit 2004 mietet er diese kleine Künstlerwerkstatt in der Promenade, der gegenüber er auch wohnt. Viele Jahre gab er Kurse für Kinder, Erwachsene, Senioren. Er engagierte sich in seinem Kietz, war in dem damaligen Verein, den es in der Promenade einmal gab.

De Zeiten änderten sich. Heute ist sein Kursangebot kleiner, dafür feiner. Einige KursteilnehmerInnen sind schon seit vielen Jahren dabei. „Es ist eine gewachsene schöne Atmosphäre, das will ich so erhalten“, sagt der Künstler und fügt hinzu: „Ich muss damit kein Geld verdienen“.

Das macht er lieber mit seinem neuen Hobby, seine gesammelten „Kunst- und Antik-Schätze“ verkaufen auf dem Kunst- und Antikmarkt am Berliner Ostbahnhof. Wer alte Kartenspiele oder andere Flohmarktschätze loswerden möchte, kann sie ihm gern in seine Künstlerwerkstatt vorbeibringen. Vielleicht gibt Norbert Semsroth dabei auch eine seiner Anekdoten zum Besten.  

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