Schaufenster-Lehrstück zum Waschtag zu Omas Zeiten
08.06.23 Im Schaufenster von "Sputnik-Weißwaren", MP 37, stehen zur Ansicht alte Hausgeräte: Links: Waschbottich mit Mangel, rechts: Eisschrank
Zurück in alte Zeiten kann man sich alb-träumen, wenn man vor dem linken Schaufenster von „Sputnik-Weißwaren“, MP 37, steht.
Im Geschäft gibt es zum kleinen Preis viele unterschiedliche Waschmaschinen, mit viel oder nicht so viel Elektronik und vor allem mit Strom betrieben.
Im besagten Schaufenster stehen unverkäufliche Ausstellungsstücke, die auf alte vorelektrische Zeiten verweisen.
Dazu gehört ein Eisschrank, in dem zu Uromas Zeiten die Speisen gekühlt wurden.
Das nötige Eis holten sich die Menschen regelmäßig aus einem extra Geschäft.
Daneben steht ein Ungetüm, dessen Funktion sich für junge Menschen nur sehr schwer erschließen lässt.
Deshalb wohl gab es zum Schuljahr 2010/2011 für die Thüringer Grundschulen einen speziellen Lehrplan für einen Schultag, bei dem die Schülerinnen und Schüler ganz praktisch den Unterschied zwischen einem Waschtag zu Omas Zeiten und mit einer modernen Waschmaschine herausarbeiten sollten. Video dazu
Wie sah damals so ein Oma- und Urur-Oma-Waschtag aus?
So ein Waschtag vor ca. 100 und mehr Jahren war für jede Hausfrau ein Horrortag - langwierig, umständlich, vor allem kräfteaufreibend.
Deshalb wurde die Wäsche nur alle vier Wochen oder noch seltener gewaschen.
Auf dem Land gab es traditionelle Termine für die große Wäsche - üblich zu Fasching, zu Ostern und Pfingsten, zwischen der Heu- und Getreideernte, vor Erntedank und Kirchweih, um Allerheiligen, zu Beginn des Advents und vor Weihnachten.
Egal, ob die Wäsche damals im Großkessel mit darunter befindlicher Feuerstelle gekocht oder erhitzt wurde:
Nachdem die damals schwere Leinenwäsche, vollgesogen mit Wasser, herausgezogen wurde, musste die Hausfrau ans Waschbrett.
Sämtliche Bett-, Tisch- und persönliche Wäsche eines mehrköpfigen Haushaltes musste die Frau hinter dem Waschbrett stehend oder knieend rubbeln, dabei immer wieder mit Seife bestreichen.
Waschpulver gab es nicht.
Dann die immer noch schweren Wäschestücke in Bottichen mehrfach spülen - schmutziges Wasser per Hand rausschöpfen, neues Wasser rein.
Das Auswringen von Tisch und Bettwäsche war ganz besonders kräftezehrend.
Die nasse Wäsche musste dann noch entweder auf Leinen gehängt werden, oder oft legte man sie auf eine Wiese, damit sie von der Sonne noch zusätzlich gebleicht werden konnte.
1930 wurde die handbetriebene Waschmaschine entwickelt. Wasser, Seife und Wäsche wurden in einen Holzbottich gefüllt und ein Bewegungskreuz, das aus zwei kreuzförmig angeordneten Stangen bestand, wurde mit Muskelkraft betätigt.
Durch diese Bewegung wurde die Wäsche gereinigt. 1951 kam die elektrische Waschmaschine auf den Markt, 1958 die vollautomatische Waschmaschine.
Seit 2000 gibt es die elektronische Waschmaschine und auch Wäschetrockner nehmen die mühevolle Arbeit der Hausfrauen- und -Männer heute ab.