Ilse und Dora auf Mission zur Verbreitung von universellen Freuden
Das sei sogar erwünscht, meint Ilse.
Und Dora fügt hinzu, dass sie sich genau deswegen so zurecht gemacht hätten, um Aufmerksamkeit zu erregen.
„Dabei ist das noch nicht einmal unser Abend-Makeup!“, zwinkerte sie schelmisch.
Die beiden Damen sind sichtlich gut gelaunt und berichten auch gleich von ihrer Mission.
„Wir sind Nonnen“, sagt Ilse, „und wir missionieren wie die früheren Nonnen. Nur dass wir schwule Nonnen sind und für Schwule Aufklärung betreiben über HIV und AIDS.“
Dora: „Über unsere Missionsarbeit findet man alles auf www.dieschwestern.berlin. Wir gehören der Abtei St. Maria Saxonia an.
Bei uns gibt es aber nicht nur Schwule, sondern auch Lesben und Heteros.“
Ob sie denn schon einmal Leid erfahren hätten mit ihrem nicht-alltäglichen Outfit und auf ihrer Mission?
„Nein, eher im Gegenteil“, sagt Ilse und ihre Augen glitzern verschmitzt.
“Wir bringen Freude und werden meist auch sehr freudvoll begrüßt und empfangen“.
Auf ihrer Visitenkarte steht, was ihre Mission sonst noch ist:
„Prävention, Spendenaktionen, Verbreitung von universellen Freuden“.
Gestern Nachmittag bei der Marzahn Pride auf dem Victor-Klemperer-Platz sprachen die beiden stattlichen Nonnen in selbstgenähten bunt-glitzernden Kostümen viele Menschen an, verteilten aus ihren vollen Körbchen Regenbogen-Lollis, Regenbogen-Präservative, Visitenkarten und Schlüsselbänder.
Am späten Abend, zum Ende des Pride-Festes, werden die Körbchen sicher leer gewesen sein.
Pride bedeutet übersetzt Stolz und in der LGBT-Gemeinde bedeutet Gay Pride meist homosexueller Stolz oder auch lesbisch-schwuler Stolz oder einfach schwuler Stolz.
Bei dem gestrigen Fest des Vereins russischsprachiger LGBTQ*-Aktivisten Quarteera im Bezirk Marzahn ging es aber nicht nur um Stolz, sondern auch um das Selbstverständnis und um Solidarität mit allen queeren Menschen.
Im Manifest der Pride Marzahn heißt es: „Unsere Stimmen sind gegen die aufgezwungene Verallgemeinerung, gegen die aufgezwungene russische Welt, da diese Gewalt und Diskriminierung hervorbringt
. Unsere Unterschiede sollten als Bereicherung für die kollektive Erfahrung gewertet werden und Gesellschaften stärker und widerstandsfähiger machen.“