08.03.24 Kleiner Rundgang durch die Zentralbibliothek "Mark Twain" mir ihrer Leiterin Benita Hanke - und ein Interview zwischen Bücherregalen. 

Was gehört zur Arbeit einer Leiterin der Bezirkszentralbibliothek in Marzahn-Hellersdorf?

Zur Arbeit der Bibliotheksleitung gehört  z.B. die Organisation der Arbeitsabläufe der Bibliothek, u.a. die Einsatzplanung des Personals zur Absicherung der Öffnungszeiten der Bibliothek und dafür zu sorgen, dass bspw. ausreichend Material für die Medienbearbeitung vorhanden ist oder technische Störungen beseitigt werden.

Es ist ein klassischer "Management-Job" : organisieren, entscheiden, anleiten, ermutigen, trösten....

Ist Lesen, also ein richtiges Buch lesen, in der heutigen schnelllebigen Internetwelt noch wichtig?

Ja unbedingt!

Der Unterschied zwischen Buch und Internet ist, dass in den Büchern (überwiegend) gesichertes Wissen zu lesen ist, im Internet dagegen kann jeder seine Meinung, Thesen oder vermeintliches und damit ungesichertes Wissen verbreiten.

Wollen Sie in der Bibliothek noch etwas verändern, wenn ja, was?

Ich würde gern noch meine Vorstellung von einer Bibliothek umsetzen, in der sich viele Menschen wohlfühlen - sowohl die Besuchenden als auch die Mitarbeitenden. Teilweise gelingt das schon....

Über 20 000 neue Bücher und andere Medien werden jedes Jahr in der Zentralbibliothek in den Bestand aufgenommen, digital registriert und zum Teil dann in die anderen Bibliotheksstandorte verteilt. 

Ende vergangenen Jahres wurden die neuen und besser bedienbaren Ausleih- und Zurücknehm-Selbstbedienungs-Automaten aufgestellt. "Das funktioniert ganz unkompliziert", meint Benita Hanke. 

Als Leiterin muss man immer den Überblick behalten. 

Benita Hanke

studierte Bibliothekswissenschaft und arbeitet seit 1990 in den Bibliotheken in Marzahn-Hellersdorf.

Seit 2008 leitet sie die Bezirkszentralbibliothek, dem größten Bibliotheksstandort in Marzahn-Hellersdorf, mit mehr als 20 Mitarbeitern sowie den gesamten Fachbereich Bibliotheken mit insgesamt 6 Bibliotheken im Bezirk.

Die Bezirkszentralbibliothek verfügt über ca. 120.000 physische Medien, wie Bücher, Zeitschriften, Hörbücher, DVD/BluRays, Tonies, Kunstwerke usw..

Die Aufgaben der Bibliothek sind die Versorgung der Bevölkerung mit Medien und Informationen im Bezirk.

Neben Medienausleihe und Informationsbereitstellung liegt das Augenmerk auf der Leseförderung für Kinder (Kita und Grundschule).

Es finden Bibliotheksführungen und -unterricht für Schulklassen und Gruppen statt.

Weiterhin gibt es ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Trotz modernster Technik ist das Bibliothekswesen auch viel Handarbeit. Das sei aber das Schöne an Büchern, dass man sie in die Hand nehmen und darin blättern kann, so die Bibliotheksleiterin

Lieblingsplatz: Von der Bibliothek aus auf den Bürgerpark schauen. Am Schönsten natürlich, wenn alls grünt.

Was ist Ihr Lieblingsort in der Bibliothek?

Ich mag den Blick auf den Bürgerpark: den schönsten Blick auf ihn habe ich in der 2. Etage bei den Nutzerarbeitsplätzen und auf dem angrenzenden Dachgarten.

Gibt es einen geheimen Platz oder Ort in der Bibliothek?

Soweit ich weiß nicht, eher "stille und ungestörte" Plätze wie in der Artothek oder in der hintersten Ecke des Sachbuchbereiches.

Haben Sie schon ein Buch geschrieben?

Nein, habe ich auch nicht vor. 

Was bedeutet Lesen für Sie?

Lesen entschleunigt mich ungemein. Ich lese Bücher und Zeitungen. Das "klassische Buch" ist ja auch ein "haptisches" Erlebnis: anfassen, blättern, Illustrationen betrachten, bewundern, wie es gemacht ist!

Und jedes Buch ist anders und hat seine Eigenheiten: ist es ein Sachbuch oder ein belletristisches Werk?

Größe, Umfang, Papierqualität, Schriftart und Schriftgröße, mit Bildern/Illustrationen spielen eine Rolle.

Nach meiner Einschätzung und Erfahrung ist es auch wichtig, zur Entspannung für die Augen das Buch oder die Zeitung zur Hand zu nehmen, da wir ohnehin viele Stunden des Tages auf Bildschirme starren.

Haben Sie ein Lieblingsbuch?

Ja. Den Roman "Mein Herz so weiß" vom spanischen Schriftsteller Javier Marias.

Einen Lieblingsschriftsteller?

Eine Schriftstellerin und Philosophin: Hannah Ahrendt.

Lesen Sie auch Kochbücher?

Ja, viele sogar!

Ich koche gern und oft, am liebsten bunt durch die Welt, libanesisch, indisch, marokkanisch, auch mal vegan...

Da ist es von Vorteil, in einer Bibliothek zu arbeiten, denn hier gibt es viele Kochbücher!

Was sind Ihre Urlaubspläne, abseits der Lesewelt?

In diesem Jahr geht es nach Südtirol zum Wandern in den Bergen und Genießen der regionalen Küche... und im Gepäck habe ich selbstverständlich wie immer viele Bücher und Zeitschriften...

Eine große Vielfalt von Zeitschriften gehört ebenfalls zum lese- und ausleihbaren Bibliotheksbestand.

Zu ihrem 60. Geburtstag Ende vergangenen Jahres erhielt Benita Hanke von ihren Mitarbeiterinnen eine Teekanne und eine Teetasse - aus alten Büchern selbstgebastelt. Diese Buch-Papier-Bastel-Stunde ist auch bei Besuchern dieser speziellen Bibliotheks-Veranstaltung sehr beliebt. 

Das Lager der Bibliothek ist zwar kein geheimer Ort, aber nur Mitarbeiter haben Zutritt. Hier lagern übrigens auch saisonale Werke. Zurzeit ist Ruhepause für die Weihnachts-Bastel- und -Kochbücher. 

Etwas im Eck, doch trotzdem beliebt ist der Buch-Trödel. So, wie immer wieder neue Bücher in den Bibliotheks-Bestand reinkommen, müssen auch immer wieder welche aussortiert werden. Eine gute Gelegenheit, sein Lieblingsbuch, falls es dabei ist, für immer mit nach Hause zunehmen. 

Ganz neu und noch ungenutzt: Der Rollstuhllift zu den Dachterrasseneingängen. Auf die Terassen dürfen die Besucher erst, wenn keine Gefahr für Schnee- und Eisglätte mehr herrscht. Also demnächst. 

Fotos. Uta Baranovskyy

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