Bei Stadttauben scheiden sich die Geister
21.04.24 Oben auf der Eisplastik an der Wand vom Eiscafé "La Gondola" sitzt es sich für eine Stadttaube bequem und scheinbar sicher. Nur die schöne Eisplastik sieht etwas mitgenommen aus - taubenausscheidungsmäßig.
Seitdem das Netz unter dem Passagen-Dach dicht ist, finden die Tauben hier keinen Platz mehr.
Das schont den Boden und die Tauben ebenso, die sich manchmal im löcherigen Netz verfingen und leider elendiglich starben.
Doch Stadttauben sind klug und sogar kreativ und keinesfalls wählerisch, wenn es um die ureigensten Lebensinteressen geht.
Manch Hochhausbewohner fand schon eine brütende Taube auf seinem Balkon. Manchmal direkt im Blumentopf.
In Berlin gibt es sogar ein Taubenmanagement.
Betrieben wird es vom Avian Vogelschutz-Verein e.V. und gefördert von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung.
Zu den Zielen des Vereins gehört die Mitwirkung an Projekten zur Populationskontrolle von Straßentauben und die Erarbeitung eines nachhaltigen Taubenkonzeptes.
Zum Leidwesen des Vereins – so ist auf der Internetseite zu erfahren, - hat der Senat bisher aber keine Mittel freigegeben für Auffangstationen für kranke oder verletzte Tauben, wo diese eine tierärztliche Behandlung, Weiterversorgung in Pflegeräumen und Volieren und auch dauerhafte Unterbringung oder dauerhafter Ansiedlung erhalten.
Schon im vergangenem Jahr brütete eine Taube auf einem Baum vor TEDi in einen schnell zurechtgezimmerten Nest.
Auch in diesem Jahr ist es schon begutachtet worden, und falls ungestört, werden hier neue Tauben schlüpfen.
Bei Stadttauben scheiden sich eh die Geister.
Denn Tauben in der Großstadt können sowohl Schaden als auch Nutzen bringen, je nach Perspektive und Umständen.
Der Schaden ist schon ziemlich beachtlich:
Tauben können Krankheiten wie Histoplasmose, Cryptococcus-Infektionen und Salmonellose übertragen, die eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen.
Ihr Kot kann Gebäude, Gehwege, Autos und Denkmäler verunreinigen, was nicht nur unansehnlich ist, sondern auch teure Reinigungsmaßnahmen erfordert.
Ihre Nester und Kotablagerungen können Gebäudestrukturen beschädigen und zu Korrosion von Metall führen.
Tauben können Menschen belästigen, insbesondere wenn sie in großen Mengen auftreten und aggressive Verhaltensweisen zeigen.
Dem steht aber auch ein gewisser Nutzen gegenüber.
Zum Beispiel sind Tauben ein Teil des städtischen Ökosystems und tragen zur biologischen Vielfalt bei.
Tauben können eine Nahrungsquelle für Raubvögel und andere Fleischfresser in der Stadt sein, was das Gleichgewicht des Ökosystems unterstützt.
Nicht vergessen sein sollte, dass Tauben oft symbolische Bedeutung haben , z.B. als Symbole des Friedens.
Die Intelligenz von Tauben
wird oft unterschätzt. Sie gehören zu den intelligentesten Vögeln und zeigen erstaunliche kognitive Fähigkeiten.
Tauben können komplexe Lernaufgaben bewältigen und sich an verschiedene Situationen anpassen. Sie wurden erfolgreich trainiert, um in wissenschaftlichen Experimenten Aufgaben wie das Unterscheiden von Formen und Farben oder das Lösen von Rätseln.
Tauben haben bemerkenswerte Navigationsfähigkeiten und können große Entfernungen über unbekanntem Gelände zurücklegen und den Weg zurück zu ihrem Nest finden. Sie verwenden dabei visuelle Landmarken, das Erdmagnetfeld und Sonnenlicht zur Orientierung.
Tauben sind soziale Vögel und zeigen komplexe soziale Strukturen in ihren Gemeinschaften. Sie können erkennen, wer zu ihrer Gruppe gehört und zeigen sogar Mitgefühl und Unterstützung für verletzte oder kranke Artgenossen.
Es wurde beobachtet, dass Tauben Werkzeuge verwenden, um an Nahrung zu gelangen. Sie können beispielsweise Stöcke verwenden, um an unerreichbare Nahrungsquellen zu gelangen.
Tauben haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis und können sich an bestimmte Orte, Nahrungsquellen und Gesichter von Artgenossen erinnern.
Übrigens: Das Füttern von Tauben ist, anders als in vielen anderen Städten, in Berlin nicht verboten – kann aber als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, wenn das Ausstreuen von Futter als Verschmutzung des öffentlichen Raumes gewertet wird. Fotos: Uta Baranovskyy
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