TRADITION

Traditionelles Handwerk der Vorfahren wertschätzen


08.10.24 Birgit Rakette pflegt in künstlerischer Art die Tradition ihrer Vorfahren. Innerhalb der Ausstellung "Wertstoff" findet am Samstag, den 19. Oktober, um 18 Uhr eine weitere Veranstaltung in der Galerie M statt.


Geplant ist eine Performance mit Maria Ferrara, ein Puppenspiel "CDF" mit Renate Bause-Bitterlich sowie ein  Künstlergespräch "Textil gestern und heute" mit Birgit Rakette.



Dazu sagt die Künstlerin, die Mitglied in der Neuen KunstInititative Marzahn-Hellersdorf ist, folgendes:

Mit meinem Ausstellungsbeitrag möchte ich das traditionelle Leinenhandwerk unserer Vorfahren wertschätzen.

Seit dem Mittelalter wurde in Deutschland Flachs angebaut für die Leinenweberei und Ölgewinnung.

Im  Kontrast dazu steht die heutige schnellebige Textilproduktion im Überfluß.

 „Leinen in meiner Familie“

 Meine Mutter übergab mir zu ihren Lebzeiten fein säuberlich aufgerolltes ungebleichtes Leinen, ein Meter breit und in der Mitte geknickt,  mit den Worten:

„Das kannst du sicher zum Malen gebrauchen.“

Ich bezog damit einige Leinwände, grundierte sie und malte darauf abstrakte Bilder.

Gleichzeitig forschte ich nach dem Ursprung des Leinens und erfuhr, dass es von meiner Urgroßmutter Karoline (geb. 1882 und gest. 1938) gewebt wurde.

Sie soll auch den Flachs dafür angebaut haben und hat den Leinfaden selbst gesponnen.

Nach Erzählungen meiner Großtante besaß die Familie einen eigenen Webstuhl und ein Spinnrad, an dem fleißig gearbeitet wurde.

Nicht nur den Leinfaden, sondern auch die Wolle von den eigenen Schafen wurde hier gemeinsam gesponnen.

Meine Urgroßmutter webte das Leinen zwischen 1898 und 1903 für ihre Aussteuer, um danach zu heiraten.

Das Leinen wurde dann gebleicht.

Hierzu wurde es auf eine Wiese gelegt, und die Sonneneinstrahlung ließ den Stoff weiß werden.

Jeder Bauernhof hatte dafür einen festen Platz, der sich Bleiche nannte.

Aus dem Leinen wurde hauptsächlich Bettwäsche, besonders Laken, genäht.

Wegen der großen Strapazierfähigkeit des Stoffes meistens auch Arbeitskleidung.

Die Wäschestücke wurden früher gestärkt, gebügelt oder gemangelt und sehr ordentlich zusammengefaltet, um schrankfertig zu sein.

Der Stoff wurde sehr geschätzt, so daß auch kleinere Stücke oft noch zu größeren Teilen zusammengenäht wurden.

Später wurde das Leinen durch die günstigere nicht so arbeitsintensive Baumwolle, die bald industriell verarbeitet wurde, abgelöst.




Die Großeltern. Gezeichnet von Birgit Rakette.


Der Flachs in Blüte und Frucht. Gemalt von Birgit Rakette

Gesponnener und als Leinen gewebter Flachs. Zu sehen in der Ausstellung.


Industrielle Verarbeitung von alter Kleidung.


Puppen aus Stoff für das Puppenspiel "CDF" mit Renate Bause-Bitterlich. Fotos: Uta Baranovskyy


Performance mit Maria Ferrara. Foto: Dina Khouri

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