Kognitive Leistung ist in der Tierwelt einzigartig
11.11.24 Da die Dämmerung jetzt schon frühzeitig beginnt, kann man sie oft umherflattern sehen, da man ja vielleicht noch unterwegs ist. Es gibt auch auf der Promenade zahlreiche Fledermäuse.
In Berlin haben sich Fledermäuse einige ganz besondere Lebensräume erobert:
- Tiergarten und Tempelhofer Feld: Große Grünflächen und alte Bäume bieten hier ideale Bedingungen.
- Stadtrandwälder wie Grunewald und Tegeler Forst: Hier sind es vor allem die großen Baumhöhlen und alten Gemäuer, die Fledermäuse anlocken.
- Schlösser und historische Gebäude, z.B. Schloss Charlottenburg: Die Keller und Dachböden solcher Gebäude bieten ideale Verstecke für die Tiere.
- Marzahner Promenade, vielfach am Freizeitforum
Gefährdung und Schutz
Fledermäuse sind geschützt, da ihre Lebensräume durch Bauprojekte und die Reduktion von Insekten bedroht sind.
Die Berliner Stadtökologie unterstützt Fledermäuse durch gezielte Maßnahmen, z.B. durch das Aufstellen von Fledermauskästen, die Förderung insektenfreundlicher Beleuchtung und die Renaturierung von Gewässern.
Auch das Anbringen von Fledermaus-Nistkästen an Häusern hilft, da die Tiere immer weniger natürliche Höhlen in der Stadt finden.
Paarungsverhalten
Das Paarungs- und Brutverhalten von Fledermäusen ist spannend und ungewöhnlich! Die Paarungszeit beginnt für die meisten Arten im Herbst, doch Fledermäuse handhaben den Zeitpunkt der Befruchtung auf eine besondere Weise, die sicherstellt, dass die Jungtiere zu einer günstigen Jahreszeit geboren werden.
- Herbstliche Paarung: Viele Fledermausarten paaren sich im Herbst, vor dem Winterschlaf. Während dieser Zeit treffen sich Männchen und Weibchen oft in den Winterquartieren.
- Speichern der Spermien: Fledermausweibchen lagern das Sperma des Männchens über den Winter, sodass es erst im Frühling zur Befruchtung kommt. Diese „verzögerte Befruchtung“ stellt sicher, dass die Jungtiere im Frühling oder Sommer geboren werden, wenn das Nahrungsangebot am größten ist.
Fotos (2): Uta Baranovskyy
Fledermaussichtung - Berlin Friedrichshain
Kinderstube
Nachtaktiv
Ruf und Balz: Männchen werben um Weibchen durch spezielle Paarungsrufe und Balzflüge, die manchmal in Gruppen stattfinden. Die Rufe dienen dazu, Weibchen anzulocken und rivalisierende Männchen zu warnen.
Brut- und Aufzuchtsverhalten
- Geburt im Sommer: Fledermäuse gebären meist zwischen Mai und Juli. Nach der Befruchtung entwickeln sich die Embryonen im Frühling. Die Weibchen versammeln sich dann in sogenannten Wochenstuben, sicheren und warmen Bereichen, um gemeinsam ihre Jungen zur Welt zu bringen und großzuziehen.
- Wochenstuben: Diese Gruppen, die in Baumhöhlen, alten Gebäuden oder Felsspalten entstehen, bieten Schutz vor Fressfeinden und kalten Temperaturen. Die Weibchen können sich so gegenseitig Wärme spenden und die Jungtiere besser vor der Witterung schützen.
- Aufzucht und Mutterbindung: Meist bringt ein Weibchen nur ein Jungtier pro Jahr zur Welt, manchmal auch Zwillinge. Die Jungen werden blind und nackt geboren und bleiben anfangs an die Mutter geklammert oder in der Wochenstube zurückgelassen, während die Mutter auf Nahrungssuche geht. Sie kehrt nach der Jagd zurück und findet ihr Junges über dessen individuelle Lautäußerungen und Geruch.
- Selbstständigkeit: Nach etwa 4 bis 8 Wochen sind die Jungtiere flugfähig und lernen allmählich, selbstständig Insekten zu jagen. Die Jungen bleiben in den meisten Fällen bis zum Herbst in der Nähe der Muttergruppe, bevor sie eigene Reviere suchen.
Besonderheiten
Durch die Verzögerung der Befruchtung und das gemeinsame Aufziehen der Jungen in Wochenstuben passen Fledermäuse ihren Fortpflanzungszyklus optimal an die Umgebung an.
Da die Fortpflanzungsrate niedrig ist und Fledermäuse meist nur ein Junges pro Jahr aufziehen, sind Populationen jedoch anfällig für Rückgänge, weshalb die Tiere in vielen Regionen streng geschützt sind.
Füttern geht auch aus Menschenhand.
NaturNah - Der heimliche Mitbewohner, die Fledermaus (Doku)
Intelligenz
Fledermäuse zeigen eine faszinierende Bandbreite an intelligentem Verhalten, das von sozialem Lernen über Navigation bis zu Problemlösungen reicht. Sie besitzen hochentwickelte Fähigkeiten, die ihnen nicht nur helfen, zu überleben, sondern auch sehr flexibel auf ihre Umgebung zu reagieren.
Fledermäuse - Warte bis es dunkel wird - Arte - Teil 1 von 3
Fledermäuse - Warte bis es dunkel wird - Arte - Teil 2 von 3
Fledermäuse - Warte bis es dunkel wird - Arte - Teil 3 von 3
- Echolocation und Navigation
- Fledermäuse beherrschen die sogenannte Echolokation, ein präzises System zur Orientierung im Dunkeln. Sie stoßen hohe Rufe aus und empfangen deren Echo, um Entfernungen und Objekte zu erkennen – eine extrem komplexe kognitive Leistung.
- Sie unterscheiden dabei gezielt zwischen Beute, Hindernissen und Artgenossen und passen ihre Schallfrequenz und Lautstärke an die jeweilige Situation an. Einige Fledermäuse erkennen sogar Echo-Rückmeldungen von Artgenossen, um Kollisionen im Flug zu vermeiden.
- Soziales Lernen und Teamwork
- Fledermäuse leben in Kolonien und zeigen oft ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie lernen voneinander durch Nachahmung und Beobachtung, was besonders bei der Nahrungssuche nützlich ist. Forscher fanden heraus, dass Jungtiere die Nahrungsvorlieben ihrer Mütter oder Gruppenmitglieder übernehmen und so effizienter jagen.
- Einige Fledermausarten, wie die Vampirfledermaus, zeigen bemerkenswertes Teamverhalten: Wenn eine Fledermaus eine Nacht ohne Futter verbringt, gibt ihr eine andere Koloniegefährtin etwas von ihrer Nahrung ab. Dieses „Futterteilen“ stärkt die sozialen Bindungen innerhalb der Gruppe und steigert die Überlebenschancen aller.
- Kognitive Flexibilität
- Fledermäuse zeigen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume, Jagdstrategien und klimatische Bedingungen. Sie können neue Jagdtechniken lernen und ihre Schallfrequenzen und Lautstärke an wechselnde Umgebungen anpassen. Wenn sie in neuen Lebensräumen auf unbekannte Insekten stoßen, können sie die Echolokation so anpassen, dass sie auch diese präzise lokalisieren.
- Experimente zeigen, dass Fledermäuse sogar in Labyrinthen lernen können, den schnellsten Weg zur Nahrung zu finden und sich alternative Routen einprägen, was ein Zeichen räumlicher Intelligenz ist.
- Stimm-Erkennung und Kommunikation
- Fledermäuse haben ein sehr differenziertes Stimmrepertoire, mit dem sie Aggression, Warnungen, Nahrungshinweise und Paarungsbereitschaft ausdrücken. Manche Arten erkennen ihre Koloniemitglieder am Ruf und vermeiden dabei, mit fremden Fledermäusen zu interagieren.
- Sie verstehen auch die Echo-Rufe anderer Artgenossen und können sogar Geräusche anderer Tiere imitieren oder darauf reagieren. Einige Fledermäuse lernen dabei komplexe Rufmuster und nutzen sie, um potenziellen Beutetiere zu täuschen.
- Gedächtnis und langfristige Erinnerungen
- Fledermäuse haben ein stark ausgeprägtes Langzeitgedächtnis, das ihnen hilft, Futterplätze und sichere Schlafplätze über Jahre hinweg wiederzufinden. Auch bei Migrationen über Hunderte von Kilometern kehren sie nach langen Flügen zu denselben Überwinterungsquartieren zurück, was auf eine ausgeprägte Gedächtnisleistung hinweist.
- Experimente haben gezeigt, dass Fledermäuse sich an einmalige Erlebnisse erinnern können und diese Information zu ihrem Vorteil nutzen – etwa, wenn eine Nahrungsquelle mit Hindernissen gesichert ist, die sie einmal erfolgreich überwunden haben.
Zusammengefasst sind Fledermäuse intelligente, lernfähige und soziale Tiere, die flexibel und effizient auf Umweltveränderungen reagieren. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten in den Bereichen Orientierung, sozialer Kooperation und Erinnerungsvermögen deuten auf eine hohe kognitive Leistung hin, die in der Tierwelt einzigartig ist.
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