Noch bis 2018 dauerte die Ära der Telefonzellen

07.07.25 Nur noch ältere Menschen kennen und benutzten die gelben kleine Glas-Häuschen am Straßenrand, die der Post gehörten. Da ging man durch eine Tür rein und an der gegenüberliegenden Wand befand sich ein großer Metallkasten mit einem löcherigen Rad an der Vorderseite.
Steckte man einen Finger in ein Loch und dreht das Rad bis zum Anschlag, wurde im Inneren ein Signal ausgelöst, das der Nummer entsprach, die unter dem Loch des Rades zu sehen war.
An der Seite des Kastens hing an einem elastischem Seil ein schwarzes Etwas, das einem großen Knochen ähnelte.
Oben im "Knochen" waren Rillen, unten auch. Aus den oberen Rillen kamen Töne, deshalb hielt man sich dieses Teil an das Ohr. In die unteren Rillen konnte man Töne reinsprechen, also Worte. Gesang ging auch.
Man war gut geraten, wenn man ganz dich mit dem Mund an die Reinsprechrillen kam, sonst gingen Worte verloren.
Dieses Monstrum wurde Hörer genannt, obwohl man damit nicht nur hören konnte.
Der Blechkasten nannte sich Telefon und das gelbe Häuschen Telefonzelle.
Bevor man aber in den Hörer reinsprechen und aus ihm Worte vernehmen konnte, musste man in einen Schlitz des Telefonkastens 20 Pfennige reinwerfen.
Es machte Klick, dann erst funktionierte das Ding und verband einen über Kabel mit dem gewünschten Gesprächspartner.
In Westdeutschland galten 20 Pfennige für ein Telefongespräch in öffentlichen Telefonzellen bis zum 1. Oktober 1984, danach kostete eine Gesprächseinheit 30 Pfennig.
Wenn man Glück hatte, lag sogar ein dickes Telefonbuch auf einer Platte unter dem Kasten. Meist waren aber auch dann schon viele Seiten herausgerissen.
So nahm sich jeder, der es brauchte, "seine" Telefonnummer mit.
Noch bis 2018 dauerte die Ära der Telefonzellen in Deutschland.
Nach und nach verschwanden sie. Das letzte stand im bayerischen Wallfahrtsort St. Bartholomä am Königssee.
Die Deutsche Telekom übernahm die Telefonie von der Deutschen Bundespost am 1. Januar 1995, als die Deutsche Bundespost im Rahmen der Postreform II privatisiert wurde. Die frühere Deutsche Bundespost TELEKOM wurde dabei in die Deutsche Telekom AG umgewandelt.
Die ersten gelben Telefonzellen in Deutschland wurden ab 1946 eingeführt, wobei die Farbe als einheitliche Farbgebung der Deutschen Post (später Deutsche Telekom) vorgeschrieben wurde.
Zuvor gab es Telefonzellen in verschiedenen Farben, darunter Blau und Gelb, auch Rot.
Die gelbe Farbgebung setzte sich dann als Standard durch und prägte das Straßenbild bis in die 1990er Jahre, als die Telekom die Farbgebung auf Weiß, Grau und Magenta änderte.

Moderne Kunst-Installation.

Wird dieser Telefonzellen-Rest vor dem Eastgate noch gebraucht oder kann das weg? Mal bei der Telekom anrufen!
Fotos: Uta Baranovskyy
- 1881: Die erste Telefonzelle in Deutschland, ein "Fernsprechkiosk", wird in Berlin aufgestellt.
- Ab den 1920er Jahren: Münzfernsprecher werden zu einem vertrauten Anblick in deutschen Städten.
- Ab 1932: Die Gestaltung der Telefonzellen wird reichsweit vereinheitlicht.
- Ab 1946: Die gelbe Farbe wird für Telefonzellen in Deutschland vorgeschrieben.
Die Frage, wer das Telefon erfunden hat, ist komplexer als oft angenommen.
Alexander Graham Bell wird allgemein als Erfinder des Telefons angesehen, da er 1876 das erste Patent für ein funktionierendes Telefon erhielt.
Allerdings gab es auch andere, die vor oder parallel zu Bell an der Übertragung von Sprache durch elektrische Signale gearbeitet haben, wie Philipp Reis und Antonio Meucci.
Übrigens
gibt es immer noch gedruckte Telefonbücher!
Das erste deutsche Telefonbuch erschien am 14. Juli 1881 in Berlin. Es trug den Titel "Verzeichniss der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten" und enthielt 187 Einträge.
Ein Teil der ehemaligen Telefonzellen befindet sich im "Fernmeldezeugamt Berlin, Außenstelle Potsdam" in Michendorf.
Man kann diese als Privatperson gebraucht kaufen und weiterverwenden. Für das gelbe Häuschen TelH78 sind etwa 450 Euro zu zahlen, für TelH90, die magenta-grauen Zellen, muss man etwa 350 Euro berappen.