Erneut drastische Kürzungen im Sozialbereich ab 2026

03.09.25 Der internationale Frauentreff ROSA zeigt jetzt mit einem weithin sichtbaren Plakat in Regenbogenfarben, dass er gegen die Sozialkürzungen des Berliner Senats protestiert.
Das Plakat wurde hergestellt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, der zu den Kürzungen auf seiner Internetseite folgendes schreibt:
Drastische Kürzungen geplant: Mobile Stadtteilarbeit in Gefahr
Das Landesprogramm „Mobile Stadtteilarbeit“ soll ab 2026 drastisch gekürzt werden. Dabei ist sie ein bewährtes Instrument, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, Nachbarschaften zu stärken und Menschen in prekären Lagen zu erreichen. Gemeinsam mit en LIGA Kooperationspartner im IFP und dem VskA Berlin beziehen wir klar Stellung: Die geplanten Kürzungen sind nicht hinnehmbar.
Die geplanten Kürzungen im Landesprogramm „Mobile Stadtteilarbeit“ gefährden nicht nur gewachsene Strukturen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt in Berlin. Das Fördervolumen soll ab 2026 von bisher rund 3 Mio. Euro auf nur noch 706.000 Euro reduziert werden – 18 der aktuell 24 Projekte im Landesprogramm müssten eingestellt werden.
Die mobilen Teams der Stadtteilarbeit leisten jedoch einen unverzichtbaren Beitrag zur sozialen Daseinsvorsorge:
- Sie erreichen Menschen, die von anderen Angeboten nicht mehr erreicht werden – darunter Ältere, Alleinerziehende, psychisch belastete Menschen oder Zugewanderte.
- Sie stärken Selbstwirksamkeit, demokratische Teilhabe und Engagement im Quartier.
- Sie wirken präventiv, bevor Einsamkeit, Radikalisierung oder soziale Konflikte eskalieren.
Aus Sicht der Träger ist die angekündigte Kürzung auch ein herber Rückschlag für den Fachkräfteerhalt: In den vergangenen Jahren wurde mit großem Aufwand qualifiziertes Personal aufgebaut – droht nun der Kahlschlag, geht wertvolles Erfahrungswissen verloren.
Mobile Stadtteilarbeit ist kein kurzfristiges Projekt, sondern Teil einer zukunftsfähigen sozialen Infrastruktur in Berlin. Gerade in krisenhaften Zeiten braucht es mehr soziale Präsenz im Quartier – nicht weniger.
Proterste aus vielen Bereichen
Der rbb berichtete schon vor einer Weile, dass über 3000 Protest-Briefe aus vielen sozialen bereichen an den regierenden Bürgermeister Kai Wegner verschickt wurden.
Die Protestaktion unter dem Titel "#BriefeAnKai" wurde vom Sozialarbeits-Träger "tandem BLT" initiiert, mit Unterstützung zahlreicher Berliner weiterer sozialer Träger wie FiPP, Gangwas oder dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.
Hintergrund sind die Kürzungen in Milliardenhöhe im Berliner Landeshaushalt, die gerade auch Projekte in der Jugendhilfe, Jugendclubs oder die Schulsozialarbeit treffen. Nach Angaben der Veranstalter sind schon heute über 600 soziale Projekte von Einsparungen betroffen.
- Kinder- und Jugendhilfe:Angebote wie Stadtteilmütter oder Einrichtungen für Kinder und Jugendliche stehen auf der Kippe.
- Gesundheits- und Suchthilfe:Das Integrierte Gesundheits- und Pflegeprogramm (IGPP) ist bedroht, was zu weniger psychosozialen Angeboten und damit zu einem Abbau von Stellen führt.
- Beratungsstellen:Angebote für geflüchtete Menschen, wie Integrations- und Einwanderungsberatung, sollen deutlich gekürzt werden.
- Nachbarschaftsarbeit:Angebote in der Nachbarschaftsförderung sind ebenfalls von den Kürzungen betroffen.
- Sozialverbände:Organisationen wie der Paritätische Wohlfahrtsverband, ver.di und die Volkssolidarität protestieren aktiv gegen die Kürzungspläne.
- Forderungen:Sie fordern eine verlässliche Finanzierung für soziale Träger und Angebote, eine bessere Bezahlung für Fachkräfte sowie Investitionen in die soziale Infrastruktur.