Etwas ganz Großes: “Plankton fischen in Marzahn”
21.11.25 Das Banale im Großen - ein Buchprojekt: Am Ende eines jeden Jahres veröffentlicht die Schreibwerkstatt für Jugendliche ein neues Buch, das in Kooperation mit einem Autor entstanden ist. 2025 war das Jochen Schmidt, der mit einer völlig neuen Idee den Startschuss für ein einzigartiges Projekt ins Spiel brachte.
Dieses Mal sollte es nicht wie bisher beim Storytausch darum gehen, gemeinsam eine fiktionale Geschichte zu erschaffen, sondern Mosaiksteine für ein Bild des Lebens zusammenzutragen, auszuschwärmen und Menschen zum Erinnern einzuladen.
Die Herausforderung lag darin, das Bedeutsame im Detail zu entdecken und das Banale im Großen, wie Jochen Schmidt es formulierte.
Dafür gab er ihnen 80 Fragen als Anregungen für Gespräche mit auf den Weg. Außerdem sollten auch Augen und Ohren offengehalten werden für Graffiti, Wahlslogans, T-Shirt-Sprüche, Aufkleber und interessante Zettel z.B. an Ampelmasten, mitgehörte Gesprächsfetzen und Witze. Eine Fülle an Interviews und Fotos kam dadurch zusammen.
Nach anfänglichem Fremdeln mit dieser Aufgabe merkten einige der 27 Teilnehmer recht schnell, dass die Befragungen im Familien- und Freundeskreis viele kleine Geschichten zutage förderten, die ihnen die vertrauten Menschen noch ein Stück näherbrachten.
Sie lernten Details aus deren Leben kennen, die sie sonst nie erfahren hätten. Viele betrachteten fortan ihre Umgebung mit wachen, aufmerksamen Augen und entdeckten und fotografierten so viele außergewöhnliche Details, dass am Ende 84 Interviews, 127 Fotos und 13 abgelauschte Gesprächsfetzen zur Auswahl standen und 18 eigene Geschichten vorlagen.
Nun war Jochen Schmidt am Zug. Er hatte bis Ende September die Mammutaufgabe zu bewältigen, alles zu sichten, auszuwählen, zu mischen, ein Vorwort zu schreiben und den Titel festzulegen.
Dann wurde der Ball der Grafikerin Antje Püpke zugespielt, die diese Materialsammlung in Buchform brachte und das Cover gestaltete.
Jetzt liegt das Ergebnis in Buchform vor mit dem Titel “Plankton fischen in Marzahn” und alle haben zu Recht das Gefühl, an etwas ganz Großem mitgewirkt zu haben.
Beim Lesen spielt es irgendwann gar keine Rolle mehr, wie alt die Befragten sind – man wird von einer Antwort zur nächsten getragen, gezogen, gelockt und fühlt deutlich wie nie: Das ist das ganz normale, menschliche Leben in all seiner Größe, Abgründigkeit, Schönheit und Banalität, egal, ob wir das Jahr 1950 oder 2025 schreiben.
Wir laden alle herzlich ein zur feierlichen Buchpräsentation am Donnerstag, 29. November 2025 um 17 Uhr in der Bezirkszentralbibliothek „Mark Twain“. Es wird ein Buffet geben und ein abwechslungsreiches Programm.