MENSCHEN

Oft entsteht eine große Verbundenheit und Vertrautheit

Bestatterin Silke Jost leitet seit einem Jahr die Geschäftstelle der ESF, Bestattungen und Trauerhilfe GmbH in der Marzahner Promenade 43. 

15.11.21 Beruflich haben Sie viel mit dem Tod zu tun. Haben Sie privat Angst vor dem Tod?

Silke Jost: Nein. Gerade, weil ich mich beruflich viel mit dem Tod beschäftige, ist mir klar, das Leben besteht aus Geburt und Tod und was wir dazwischen daraus machen.

Man muss vor dem Tod keine Angst haben. Eher vor dem Sterben, das kann manchmal schon schlimm sein.

Ich finde, wir sollten uns in der Gesellschaft viel mehr bewusster auf das Sterben und den Tod als Bestanteil des Lebens besinnen.

 

Das wird sehr verdrängt in der Öffentlichkeit. So kommt es zu viel zu viel Angst davor.

 Gibt es auch etwas Schönes in Ihrem Beruf?

Silke Jost: Ich würde es eher zutiefst spirituell nennen.

Ich bin in der Zeit des Sterbefalles ganz nah bei den Hinterbliebenen.

Diese Nähe und vor allem Verständnis für den ganz individuellen Vorgang ist sehr wichtig, sowohl für die Trauernden als auch für mich.

Ich unterstütze sie in allen Fragen, die bisher in ihrem Leben keine Rolle spielten. Vom ersten Telefonat bis zur Beisetzung bin ich dabei.

Dabei entstehen oft eine große Verbundenheit und Vertrautheit. Das ist sicher das Schöne an meinem Beruf.

Dann müssen Sie aber oft Abschied nehmen, wenn der „Fall“ vorbei ist?

Silke Jost: Endgültige Abschiede dieser Art erlebe ich eher selten.

Manchen Hinterbliebenen wird bei der Bewältigung all der Formalitäten und Aufwendungen klar, dass sie rechtzeitig selbst dafür sorgen können und müssten, damit die Hinterbliebenen nicht so viel davon tragen müssen.

Manche Kunden kommen auch vorbei auf eine Tasse Kaffee, um einfach nur zu reden.

Und manche stecken nur mal den Kopf durch die Tür, um einen Gruß loszuwerden, weil sie gerade in der Nähe sind. Ich freue mich über alle.

 

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